Auf dem Planungsabend der Hochtourengruppe im Dezember 2021 wurden verschiedene angedachten Unternehmungen der Hochtourengruppe vorgestellt. Mit dabei, eine Bergsteigerwoche für Einsteiger im Pitztal, mit Gletschergehen, Klettersteiggehen, Höhenmeter schaffen, Trittsicherheit üben, weglos und im Blockgelände gehen und in verschiedenen Hütten schlafen.
Das war was für mich. Ich meldete mich sofort dafür an.
Unser Organisator, Klaus, wollte 5 Personen mitnehmen, damit zwei Dreierseilschaften gebildet werden konnten.
In den Wochen vorher wurde reichlich im Harz geübt, meistens im Okertal: Knoten, Ablassen, Abseilen, Klettersteig, Spaltenbergung, Selbstrettung.
Dann war es soweit.
Am Dienstag den 19.7. starteten zwei Wagen mit je drei Personen Richtung Süden. Unsere erste Nacht verbrachten wir in einem Sechserzimmer, des
Rucksackhotels Romedihof in Imst am Eingang des Pitztales. Am darauffolgenden Tag, Mittwoch, gings weiter: wir wollten hinauf zur Rüsselsheimer Hütte, was alle gut geschafft haben. Nach einer Mittagspause wanderten wir zum Einstieg unseres Klettersteiges der Kleinbärenzinne, Kategorie A/B. Für uns fünf eine Premiere! Wau! Das war funny! Es war eine Herausforderung mit Spaßfaktor. Nur kurze Gipfelrast, Klaus mahnte: ein Gewitter naht, also hurry up beim Abstieg. Und tatsächlich, wir erreichten die Hütte gerade noch vor den ersten großen Regentropfen und genossen später das vorzügliche Abendessen während draußen das Gewitter tobte.
Donnerstag: Abstieg von der Rüsselsheimer Hütte und Aufstieg zur Riffelseehütte von Mandarfen.
Puuh – schweißtreibend, bei heißem, sommerlichem Wetter. Traumhaft schön, doch auch anstrengend. Der Weg im unteren Bereich führte uns zum Teil durch einen schattenspendenden Wald mit herrlichen Ausblicken auf die gegenüberliegenden Berggipfel des Geigenkammes, die Gondelbahn, den blauen Himmel und die grünen Matten. Nachmittags kamen wieder dunkle Wolken auf und anstelle eines kleinen Gipfels ein Rundgang um den Riffelsee. Gute Nacht im Matratzenlager.
Freitag bis Dienstag – Braunschweiger Hütte.
Abstieg Riffelseehütte und Aufstieg über den Wasserfallweg zur Braunschweiger Hütte.
Ich und auch andere aus der Gruppe waren bei der Hitze sehr froh über den Gepäcktransport unserer großen Rucksäcke und der Eispickel. So brauchte unser Rücken nur den Tagesrucksack mit dem Wasservorrat zu tragen. Großes Haus, voller Gastraum, hoher Geräuschpegel, gute Bettenbelegung, super Gastfreundschaft auf 2759 m-Höhe.
Samstag, Mieselpieselwetter. Macht nix. Wir hatten ja alle unsere Regenkleidung dabei. Es ging zum Üben auf den unteren Teil des
Karlesferner. Gehen mit Steigeisen, Gurt, Helm, Karabiner, Eisschrauben und Seil. Wieder für (fast) alle eine Erstbegehung. Premiere! Beeindruckend die Haltekraft der Abalakov-Eissanduhr und eine tiefe Gletschermühle. Nachmittags gabs frei. Einige von uns wanderten dann noch mit Blick auf kletternde Gämsen auf den Karleskopf, 2900 m, und pünktlich vor dem nächsten Wolkenbruch wieder zurück.
Am nächsten Tag wieder strahlendes Wetter! Eine Hochtour auf den Linken Fernerkogel war Klaus mit uns Anfängern zu heikel und wir entschieden uns für eine Gletscherwanderung zum Mittelbergjoch, 3166 m. Runter über Blockgestein zum Mittelbergferner, die Steigeisen an die Füße, die Sonnenbrille auf die Nase und quer über den aperen, unteren Ausläufer des Mittelbergferners zur Geröllwüste des Skigebietes. Durch dieses hindurch und dann endlich wieder aufs Eis, weiter hoch zum Mittelbergjoch. Was wir alles gefunden haben im und auf dem Eis! Nee, keinen zweiten Ötzi. Doch Brillenbügel, zerknirschte Getränkedosen und Euro- und Cent Stücke. Oben auf dem Joch angekommen blies uns ein frischer Wind ins Gesicht. Herrlich! Dieses Kaiserwetter! Die mitgebrachten Stullen essend, mit Blick auf den schneebedecken Gipfel der Wildspitze und nach unten auf den
Taschachferner
auf dem sich einige Seilschafften kompetent um die Gletscherspalten herumbewegten. Noch ein paar Fotos und Gruppenselfies, dann gings den gleichen Weg zurück zur Hütte.
Montag, der letzte volle Tag hier oben. Drei verschiedene Touren standen zur Auswahl. Wir entschieden uns für den mittellangen. Viermal die Überschreitung von 3000m! Wenn das keine Motivation ist! Also los. Proviant und genügend Wasser im Rucksack, ein Smiley im Gesicht. Hoch - runter, hoch – runter, hoch – runter:
Karlesschneid, Pitztaler Jöchl, Pitztaler Jochkopf
mit richtigem Gipfelkreuz und kurzer Klettereinlage. Weiter den
Franz-Auersteig, nördliches Piollesjoch, Poillesfernerkopf, nördlicher Polleskogel
mit einem Stück eines schwarzen Weges. Aufregend sich an den oft steil nach unten gezogenen Ketten hinab Richtung „Busstation“ am Rettenbachferner zu bewegen. Zuerst weglos in Richtung Seilbahn und dann unter dieser ein steiles Schneefeld hinauf hoch zum
Rettenbachjoch. Zweite Pause. Diese hatten wir uns auch verdient! Letzte Etappe runter zur Braunschweiger Hütte. Geschafft. Juchhu! Abends heftiges Gewitter und Starkregen. Die Temperaturen kühlten sich ab. So wurde unser Abstieg am Dienstag mit leichtem Niesel zu einer sehr konzentrierten Aktion.
Nach einem Abschiedsgetränk in der Gletscherstube fuhr ein Auto zurück nach Braunschweig, das andere mit Ines, mir und Klaus in die Fränkische Schweiz wo wir Peter getroffen haben, mit einer Übernachtung in einem wundervollen Landgasthof zum abspannen und genießen. Am Mittwochabend waren auch wir dann wieder Zuhause.